SCHNEEGLÖCKCHEN läuten den Frühling ein – PFLANZENPORTRAIT

Beginnen möchte ich mit ein paar "Hardfacts" rund um diese zarten Frühlingsboten.

Schneeglöcken gehören zu dem Amaryllisgewächsen (Amaryllidaceae) und sind Geophyten. Das heißt sie sind "Zwiebelblumen" und verbringen einen Großteil ihres Daseins in der Erde. Wenn die Bedingungen günstig sind, treiben sie Blätter und Blüten. In der Zeit dazwischen sammeln sie auch Nährstoffe, die sie in ihre kleinen Zwiebelchen einlagern. Ist die Wachstumszeit vorbei, ziehen sie das Laub ein und ruhen bis zur nächsten Wachstumsperiode.

Daher hier schon Tipp Nr. 1: die grünen Blätter nie abschneiden, denn daraus schöpfen sie die Kraft für die Blüte im nächsten Jahr!! (später mehr zu Standort und Pflege)

Der botanische Name Galanthus kommt aus dem Griechischen. Schneeglöcken wurden dort schon in der Antike erwähnt. Natürliche Vorkommen sind Europa, der südwestasiatischen Raum bis zum Kaspischen Meer, wo sie von Pflanzensammlern nach England in Gärten zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebracht wurden. Von dort aus sind die "Snowdrops" - wie sie in England genannt werden - dann ausgebüchst 🙂 und verwilderten schließlich auch in freier Natur. Diese Neophyten stammen auch aus Klostergärten, wo sie in großen Mengen zur Wegesbegrenzung (in Friedhöfen) gepflanzt wurden, um im dunklen Nachthimmel den rechten Weg anzuzeigen...

Es gibt etwa 20 "Grundarten" von Galanthus. Durch die jahrzehntelange Sammelleidenschaft und Austausch von Schneeglöckchenliebhabern (Galantophilie) ist es diesem filigranen Frühlingsblüher gelungen, durch Sämlinge inzwischen mehr als 2000 verschiedene Sorten hervorzubringen.

Die Begeisterung für Schneeglöckchen ist von England ausgehend über die Niederlande, nach Deutschland und auch Österreich gekommen - und natürlich auch "über den großen Teich" geschwappt....

Es gibt weltweit zur beginnenden Gartensaison zahlreiche Schneeglöckchen Märkte, im Februar/März sogar Schneeglöckchen Feste! In Spezialgärtnereien kann man die begehrten Sammlerobjekte auch online kaufen. Manche davon werden unter den Enthusiasten für mehrere hundert € gehandelt - was zu gewissen Begehrlichkeiten führen kann. Und so kann es schon mal vorkommen - leider - dass "Langfinger" auch mal über den Gartenzaun greifen.

Auch wenn die Versuchung noch so groß ist, Schneeglöckchen sollte man nicht in der freien Natur entnehmen!! (in manchen Gegenden steht es sogar unter Naturschutz!) Eine kleine handvoll pflücken für ein Sträußchen ist jedoch erlaubt 🙂

Zudem sind sie ohnehin in allen Pflanzenteilen giftig !

Jedoch werden Teile in der AlzheimerMedizin eingesetzt - und da bekanntlich die Dosis das Gift macht, sollte man die Anwendung daher auch Spezialisten überlassen!!

Da in meinem Garten die Artenvielfalt (noch 😉 ) nicht groß ist, habe ich eine Gartenfreundin - Frau Huhle - gebeten, mir doch ein paar Fotos von ihren Schneeglöckchen Reisen zur Verfügung zu stellen.

Herzlichen Dank dafür!

Zu gerne würde ich einmal mitreisen - doch ich befürchte, dass ich dann auch der Sammelleidenschaft erliege. Bei dem gesunden Appetit unserer Wühlmäuse könnte das nur in einem Desaster enden....

Für die geniale Sortenvielfalt - und die ist wirklich phänomenal - gibt es ganz tolle Bilder und Fotos in Zeitschriften, Büchern und natürlich dem Internet. Bei meiner Recherche war ich ehrlich gesagt "geflasht" - hier würde es den Rahmen sprengen!

Das türkische Schneeglöckchen (Galanthus elwesii) verträgt es trockener. Ich hatte bei der Gartenanlage einige Zwiebelchen gekauft und versucht es anzusiedeln. Mit wenig Erfolg wie man sieht - hier und da kommt noch vereinzelt eins durch.... Vielleicht lebt es aber in dem einen oder anderen Sämling weiter!

Es könnte möglicherweise auch daran liegen, dass ich sie zu Beginn mit der Narzissenpflanzung kombiniert hatte. Sollte man nicht (weiß ich jetzt), denn die Narzissenfliege schadet nicht nur der Namensgeberin, sondern auch dem Schneeglöckchen.

Pflege

Das Tolle ist, Schneeglöckchen benötigen so gut wie keine Pflege - am liebsten mögen sie es ohnehin, wenn man sie in Ruhe lässt und sie ungestört durch den Garten vagabundieren dürfen. Im Gegenteil, tut man ihnen zu gut - in Form von Düngergaben - werden sie träg und blühen nicht. Üblicherweise reicht das verrottende Laub aus, um sie mit Nährstoffen zu versorgen. Ein Zuviel lässt allein das Blattwerk austreiben, fördert aber nicht die Blütenbildung!

Tipp: wenn ihr Schneeglöckchen als Schnittblume ins Haus holen möchtet, denkt daran - sie sind Winterblüher und mögen es daher kühl. Damit ihr mit euren zauberhaften Hausgästen trotzdem lange Freude habt', schneidet sie knospig und stellt sie möglichst kühl auf (am besten über Nacht ins kühlere Stiegenhaus) oder auf einen Terrassentisch, den ihr von drinnen sehen könnt'. So halten sie bis zu einer Woche in der Vase.

Ihr dürft' natürlich auch ein paar Zwiebelchen vorübergehend ausgraben und für eine besondere indoor-Deko nützen. Nach ihrem Showauftritt (bitte nicht zu lange) solltet ihr sie schnellstmöglich wieder in die Erde geben!

Vermehrung

Wenn ihr Zwiebel kauft, sollten diese möglichst rasch in die Erde kommen, da sie sehr schnell austrocknen und dann nicht mehr keimfähig sind.

In frischen humusreichen Böden vermehren sich Schneeglöckchen durch Brutzwiebel und Versamung gut. Dazu tragen im besonderen auch die Ameisen bei (Myrmekochorie = Nutzgemeinschaft). Die Schneeglöckchen wenden dazu einen Trick an und bieten den Ameisen ein Leckerlie an, das sogenannte Elaiosom. Es ist dies ein zucker- bzw. fettreiches Anhängsel. Die Ameisen finden dieses unwiderstehlich und tragen es in ihren Bau. Auf dem Weg dorthin bleibt der Samen liegen und keimt. Daher sollte der Standort auch so gewählt sein, dass dort nicht ständig umgegraben wird, denn das mögen die zarten Pflänzchen gar nicht!

Falls ihr euch aber nicht auf die fleißigen Ameisen verlassen möchtet, gibt es noch folgende Methode:

Grabt dazu den dichten Tuff vorsichtig und tief aus (die können über die Jahre ganz schön in die Erde wachsen!) und unterteilt diesen in einzelne Zwiebelchen. Setzt diese dann mit einem etwa handbreiten Abstand sofort wieder an neuer Stelle ein. Ich gebe meistens 3-5 Zwiebel in ein Pflanzloch, so wächst es sich schneller wieder zusammen und sieht natürlicher aus. Mit dieser Methode kannst du relativ rasch große Blütenteppiche in deinem Garten ansiedeln.

Ich selbst habe mit nur wenigen Pflanzen bei mir im Garten begonnen. Als ich vor ca. 15 Jahren zu diesem Fleckchen Erde kam, war ich im ersten Frühjahr sehr traurig, weil es dort kein einziges Schneeglöckchen am Grundstück gab. Ganz Anderes war ich aus meiner "alten Heimat" gewohnt. So fragte ich meine Eltern, ob sie mir nicht ein paar Pflänzchen aus ihrem Garten abgeben würden. Auch deren Nachbar war so nett, und hat zu meinem "Urbestand" ganz ordentlich beigetragen. So war ich überglücklich, als es dann das Jahr darauf zumindest in meinem Vorgarten erste - wenn auch kleine - Schneeglöckchenbestände gab. Heute noch freue ich mich, wenn ich aus meinem Küchenfenster blicke und die ersten Spitzerl rauskommen....

Einige Jahre später hab ich von einer Freundin aus dem Ort noch ein paar Exemplare aus dem Garten ihrer Großmutter bekommen. Ich bilde mir ein, die Blüten sind ein wenig "runder" und so verändern sich meine Bestände mit den Jahren durch Sämlinge.

Ich finde es generell eine gute Idee, sich mit Pflanzenfreunden auszutauschen... 🙂

Inzwischen habe ich die Schneeglöckchen über den ganzen Garten verteilt und zu meiner Freude fühlen sie sich so wohl, dass sie sich selbst munter weitervermehren!

Schneeglöckchen mögen gerne Gesellschaft, wenn diese nicht zu aufdringlich ist 😉 So könnt ihr tolle Kombinationen bei der Gestaltung von Beeten kreiren. Und es trägt zur Gesundheit der Schneeglöckchen bei. Pilzkrankheiten treten dann seltener auf.

Bei der Partnerwahl müsst ihr nur darauf achten, dass diese kein zu dichtes Wurzelwerk bilden bzw. häufig geteilt werden müssen.

Winterlinge, Christrosen, Krokusse sind dafür gut geeignet - aber auch Gräser und färbige Blattschmuckpflanzen...

Woher stammt nun meine Liebe zu den Schneeglöckchen?

Hier seht ihr ein Bild von der Aulandschaft aus meiner "alten Heimat", wo ich aufgewachsen bin. Schon als kleines Mädchen bin ich mit Oma und Mama jedes Jahr zum Schneeglöckchen pflücken gegangen. Meine Großeltern und später auch meine Eltern hatten einen Schrebergarten im "städtischen Augebiet", wie das damals hieß.

Ihr seht, mein grüner Daumen wurde mir in die Wiege gelegt.... (mehr dazu könnt ihr in "Über mich" lesen 🙂 )

Es war immer ein tolles Erlebnis durch diesen "Urwald" zu wandern, wo abertausende (eher Millionen oder sogar noch mehr) weiße Blüten ihre Köpfchen durchs Dickicht streckten. Ein wahres Blütenmeer - einfach atemberaubend! Und dieser feine Duft - betörend! Vielleicht könnt' ihr so verstehen, dass ich da traurig war, als in meinem neuen Zuhause keine Spur von Schneeglöckchen war.

Ein schöner Grund, jedes Jahr im März meine Eltern zu besuchen (natürlich nicht nur 😉 ) und diese Tradition wieder aufleben zu lassen. Bald dann auch mit meiner eigenen Tochter. Auch sie liebte es, durch die Auwälder zu streifen, war aber eher auf Entdeckungstour.... Seit Hannah laufen kann, wird an der selben Stelle ein Familienfoto geknipst - so haben wir jeden März wieder eine Momentaufnahme. Meine Tochter wächst mir inzwischen über den Kopf, meine Mama und ich bleiben natürlich unverändert "jung" 😉 , meine Oma lächelt nun vom Himmel zu...

Wir haben nur einmal mit dieser liebgewonnenen Tradition brechen müssen, und das coronabedingt zum Schutz der Familie (was uns im Herzen weh tat!). So hab ich auch gar nicht mitbekommen, was ein Sturm und der Borkenkäfer inzwischen mit meinem geliebten Auwald angestellt hatte!!

Die Frühlingsknotenblume zählt ebenfalls zu den Amaryllisgewächsen (Amaryllidaceae), blüht aber ein wenig später - März bis April. Die Zwiebel und das Erscheinungsbild ist deutlich größer. Zudem hat sie meist 3-5 Laubblätter. Die Blüte ist "rund" und besitzt sechs freie Staubblätter mit orangefarbenen Staubbeuteln. Für Bienen ist sie nicht sonderlich von Bedeutung, da sie wenig Nektar produziert. Sie duftet nach Veilchen (daher auch die Herleitung des bot.Namens) Gerne wächst sie an Flussufern und in Feuchtgebieten (Zeigerpflanze).

Das mag auch der Grund sein, warum ich sie in meinem Garten nicht recht etablieren kann. Und natürlich ist sie auch ein Leckerbissen für die Wühlmaus. In dem Fall bin ich nicht traurig, muss ich doch nur ein paar Meter gehen zu den natürlichen Refugien... Jedes Jahr wieder eine Augenweide.

In meinem Garten wächst dafür die "Hohe Frühlingsknotenblume" (Leudojum aestivum). Sie ist ca. 40-50 cm hoch und blüht von Mai - Juni.

Mit all diesen "Garten" Amaryllisgewächsen hab ich so eine lange Blühdauer in meinem Garten....