Was haben Salbei, Schnecken und Igel gemeinsam?
Das erkläre ich in meiner Gartenblog-Trilogie
„Der grüne Tipp“ fürs natürliche Gärtnern!
(erschienen auch in einer kürzeren Version als mein Gastbeitrag in den Juli/August-Wochenendausgaben des "Oberösterreichisches VOLKSBLATT")
TEIL 3: Nützlinge im Garten
Unsere Verbündeten im "Kampf" gegen Schädlinge
Der viele Regen der vergangenen Wochen hat nicht nur die Natur aufatmen lassen. Auch so mancher leidgeplagte Gärtner, der aufgrund der im Frühjahr andauernden Trockenheit ein Dejavu zum letzten Sommer hatte (hier drängt sich mir gleich der Vergleich mit dem Zauberlehrling auf, der schier nie enden wollend Kübel schleppt – in dem Fall Pflanzen gießend!), konnte sich getrost zurücklehnen. Auf den ersten Blick toll, doch bei näherer Betrachtung ist darum gerade jetzt gärtnerisches Handeln wichtig:
Daher meine 3 grünen Tipps: Biologisch Düngen, Schnecken bekämpfen, Nützlinge fördern
Teil 3:
Tierische Helferlein im Naturgarten
In meinen vorangegangenen beiden Blogbeiträgen (TEIL 1 https://www.theheartgardener.at/bioduenger-aus-dem-eigenen-garten-jauchen-bruehen-und-komposttee/) und (TEIL 2 https://www.theheartgardener.at/der-feind-in-meinem-beet-schneckenbekaempfung-a-la-bio/) habe ich euch in meinen 2 Gartentipps übers natürliche Düngen erzählt und wie ihr auf natürliche Art und Weise der Schneckenplage Herr werden könnt'.
Den 3. (versprochenen) und für mich als Naturgärtnerin absolut wichtigsten Gartentipp möchte ich euch nun näherbringen – Nützlinge im Garten. Wie können unsere tierischen Helferlein unser – manchmal mühevolles Gärtnerleben im Kampf gegen Schädlinge erleichtern, und was können wir umgekehrt für sie tun, damit sie sich bei uns im Garten richtig wohlfühlen?
Knüpfen wir an die letzte Gartengeschichte an und beginnen mit des Gärtners „Feind Nr. 1“, der Schnecke, die gerade jetzt ausgiebig ihr Unwesen treibt.
Beginnen wir gleich mit den Helferlein, die uns im Kampf gegen die Schleimtruppe, sprich Schnecken zur Seite stehen:
Interessanterweise denkt man da als erstes an den IGEL, obwohl er die Spanische Wegschnecke eigentlich wegen ihres starken Schleimes gar nicht so gerne mag. Manche Schneckensorten vermeidet er sogar gänzlich. Aber putzig anzusehen und trotzdem äußerst nützlich ist der Igel allemal. Wenn das kein Grund ist, ihn in unseren Gärten herzlich Willkommen zu heißen und ein gutes zu Hause zu bieten. Totholz und Laubhaufen, gerade im Herbst bieten eine wertvolle Unterkunft. Flache Wasserstellen, an denen sie bequem trinken können und vor allem, falls sie mal reinplumpsen auch wieder selbständig rauskrabbeln können. Sollte man ein Jungtier im Herbst finden, dass vermutlich nicht alleine über den Winter kommt, unbedingt Rat suchen in einer der Wildtierstationen. Die helfen gerne, und noch wichtiger, fundiert weiter! Unseren "Iggy" und seine Begleiterin "Zoe" haben wir aus eben solch' einer Station zu uns in den Garten geholt und ein neues zuHause gegeben...
Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, RINGELNATTERN sind großartige Schneckenjäger. Hilfe, ich mit meiner Schlangenphobie!! Wer hätte gedacht, dass ich jemals so eine Äußerung machen würde. Als mein Mann damals beim Hausbau darauf drängte einen Naturteich anzulegen, kamen diesbezüglich sofort meine Einwände. Natürlich zieht diese Naturoase Ringelnattern magisch an. Nun erfährt' ihr echtes Backround Wissen aus Haslinger’s Garten: mein OK damals konnte er mir nur abringen, indem ich ihm zwei Optionen nannte: Sobald die erste Schlange erscheint, hat er genau zwei Möglichkeiten: Erstens er lässt den Teich wieder zuschütten (zugegeben, sehr drastisch, wenig wirtschaftlich, finanziell der Supergau und optisch – naja). Zweitens – ich packe meine Koffer. Die „Susi“, meine Therapieschlange, wie ich sie inzwischen nenne, ist relativ schnell bei uns eingezogen. Und ganz offensichtlich bin ich nicht ausgezogen. Da sieht man, wie konsequent ich bin . So habe ich eine interne Vereinbarung mit Susi getroffen (und mit ihren Nachkommen, die der Einfachheit halber alle Susi heißen): wenn ich also allein durch den Garten gehe sage ich zu ihr: „ich verstehe ja, dass es dir bei uns gefällt – no na – und du darfst auch bei mir wohnen, aber bitte – ich muss dich um Himmels Willen nicht sehen!! Und schon gar nicht mag ich dich beim Jäten irrtümlich angreifen!!“ Zitat meines Mannes: die flüchtet ja eh, wenn sie dich sieht – haha, das Biest wartet, bis wir alleine sind und schwimmt dann regelrecht auf mich zu! Naja, eins hat es zumindest gebracht. Ich kann nunmehr darüber sprechen bzw. schreiben, ohne dass es mir gleich die Nackenhaare aufstellt – immerhin auch ein wertvoller Beitrag!
BLINDSCHLEICHEN – ebenfalls ganz tolle Schneckenfresser. Für mich persönlich, ehrlich gesagt, auch nicht meine Lieblingstiere. Auch wenn mein Verstand und die Logik sagt, die sind absolut harmlos, löst dennoch im ersten Moment deren Anblick eine gewisse Fluchtreaktion in mir aus.
Da ist mir der „Fred“, wie ich meine Eidechsen nenne, und seine Frau "Frieda" schon wesentlich sympathischer. EIDECHSEN vertilgen auch sehr gerne Schnecken. Sie finden in unseren kilometerlangen Trockenmauern ein tolles zu Hause. Ein Fred wohnt in den Ziegelschlichtungen rund um unseren Olivenbaummethusalem.
Unser Naturteich bietet aber auch eine gute Kinderstube für ERDKRÖTEN. Jedes Jahr im zeitigen Frühjahr wandern sie aus dem nahegelegenen Wald an ihren Geburtsort, eben unseren Teich, zurück um dort selbst für Nachwuchs zu sorgen. Tausende Kaulquappen leben dann für einige Wochen in unserem Teich, bevor daraus kleine Kröten werden, die dann genauso geheimnisvoll verschwinden, wie sie erschienen sind. Dieses Schauspiel haben zuerst die Kindergartenfreunde und später Schulfreunde unserer Tochter mitverfolgt. Ganze Kaulquappenschwärme haben sich durch unseren Teich gezogen, ähnlich einem Fischschwarm. Sehr interessant zu beobachten. Als Dankeschön, für das gute zu Hause, das wir ihnen bieten, helfen sie uns mit dem Schnecken dezimieren.
Auch die Königslibelle hat sich in unserem Naturteich angesiedelt. Leider frisst sie gerne Kaulquappen. Dennoch ist sie nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch ein wertvoller Beitrag, um das Gleichgewicht im Kreislauf der Natur in unserem Garten herzustellen.
Selbstverständlich wohnen im Teich auch MOLCHE, die ebenfalls zur Schneckeneindämmung beitragen.
Dummerweise mögen vorgenannte Helfer aber wiederrum REGENWÜRMER, die Entsorgungstruppe sozusagen im Garten. Diese überaus wertvollen Nützlinge wandeln Pflanzenmaterial in wertvollen Humus um. Schon als kleines Kind haben diese fleißigen Tierchen meinen Forschergeist geweckt. Bereits als 10jährige habe ich in einer Bencodose (die hat es damals noch gegeben) meine erste Regenwurmzucht gemacht. Ich habe dabei schichtweise verschiedene Erden, Sand, Pflanzenmaterialien eingefüllt und weil diese Dosen so schön durchsichtig waren, konnte ich genau beobachten, wie Regenwürmer arbeiten. Dabei konnte ich ganz spielerisch und nebenbei sehen, wie sich Humus bildet. Sehr faszinierend – zumindest für mich. Ich glaube, meine Mama fand das damals ein wenig befremdlich, Regenwürmer als Haustiere zu halten. Und so bekam ich als Resultat daraus endlich mein erstes, „echtes“ Haustier! Yes!!
Die Vorreiter meiner „Haustierreihe“ waren übrigens Marienkäfer. Ich habe einen mal in einer Zündholzschachtel mit in den Urlaub genommen. Vermutlich habe ich das toller gefunden, als „Pünktchen“. Jedenfalls möchte ich zu einer weiteren äußerst nützlichen Helferbrigade im Garten überleiten. All‘ jene Nützlinge, die uns helfen, die Blattläuse in Schach zu halten:
Eben der bekannteste Vertreter ist wohl der MARIENKÄFER. Dass Marienkäfer äußerst nützlich sind, weiß inzwischen wohl jedes Kind. Zugegeben, die Kinder des Marienkäfers sind alles andere als hübsch, fast sehen sie ein bisschen aus wie Aliens. Egal, sie sind ganz großartige Blattlausvernichter und mögen auch gerne Spinnmilben. Während der vier- bis sechswöchigen Entwicklung frisst eine einzige Larve bis zu 500 Blattläuse – wohl bekomms! Nach der Verpuppung entsteht dann dieser süße, kleine Käfer, der es sogar zum Glücksbringer Status gebracht hat. Irrtümlicherweise hat die Anzahl seiner Punkte auf dem Rücken nichts mit dem Alter zu tun. Es handelt sich einfach um verschiedene Arten. Alle von ihnen sind fleißige Helfer im Naturgarten und können bis zu 100 Blattläuse am Tag vernichten. Wer also Geduld beweist und nicht gleich beim ersten Auftreten von Läusen an Pflanzen zur Giftspritze greift, kann mit Sicherheit auf die Ankunft von Marienkäfern setzen. Zum Glück konnte ich schon so manchen skeptischen Gartenbesucher beim Anblick meiner prächtigen Rosen davon überzeugen, ebenfalls auf die tierischen Helferlein zu bauen. Sie leben gerne in Laubhaufen, und Hohlräumen. Im Herbst kann man beobachten, wie sie versuchen unter Balkonkisterln ein Winterquartier zu ergattern. Bei genauerer Beobachtung muss man leider feststellen, dass es häufig die sogenannten Asiatischen Vertreter sind. Sie wurden vor Jahrzehnten eingeführt, weil sie als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel im großen Stil eingesetzt wurden. Leider haben sie sich so wohl bei uns gefühlt, dass sie nun oft im Übermaß auftreten. Gerade im Herbst ist unsere ganze Hausfassade übersät von diesen unterschiedlichen Arten. Lange glaubte man, dass sie unsere heimischen Marienkäfer ganz verdrängen würden. Inzwischen weiß man aber, dass ein Nebeneinander beider Arten relativ gut funktioniert. Zum Glück haben beide Arten Blattläuse, Schildläuse und Spinnmilben zum Fressen gerne.
Ebenfalls fleißige Läusevertilger sind SCHWEBFLIEGEN. Sie bevorzugen als Nahrungsquelle sogenannte Dolden- und Korbblütler, wie viele unserer Helfer. Darum macht es absolut Sinn, im Naturgarten auf Wildstauden zu setzen. Darunter äußerst attraktive Exemplare sind: Schafgarbe, Fenchel, wilde Möhre, generell sollte man auf ungefüllte Blüten setzen. Das unterstützt viele verschiedene Insekten gleichermaßen. Auf diese Weise können wir mit unseren Naturgärten eine grüne, blühende und somit sehr wertvolle Oase inmitten von Monokulturen bilden. Eine wichtige Labstation für unsere tierischen Helfer im Garten. Zurück zu den Schwebfliegen – diese imitiert mit ihrem Aussehen Wespen und kann auf den ersten Blick schnell verwechselt werden. Anhand des charakteristischen, schwebenden Fluges (daher die Namensgebung) kann man sie aber gut unterscheiden.
links: wilde Möhre
rechts: Schafgarbe bei unserem Naturteich
Durch unsere blühenden Naturgärten locken wir viele Insekten an und bieten ihnen einen Lebensraum. Sogar das Taubenschwänzchen ("Minikolibri", wie ich ihn gerne nenne) fühlt sich hier sichtlich wohl....
Last but not least ein sehr wichtiger Vertreter der Nützlinge im Garten ist wohl – auch jedem Kind bekannt – der OHRWURM. Zumal wohl die meisten von uns in Kindertagen die Mär gehört haben, er schlüpfe in unsere Ohren – absoluter Nonsens!! Dennoch verkriechen tun sich diese Ohrenschlüpfer, wie sie im Volksmund gerne genannt werden schon, nämlich tagsüber. Und diese Eigenart können wir uns zunutze machen. Wir bieten ihm gezielte Unterkünfte in Form von Häuschen, die mit Holzwolle oder Stroh aufgefüllt werden. Man kann dafür auch kleine Töpfchen oder leerstehende Weinbergschneckenhäuschen verwenden. Ich persönlich stelle meinen Ohrwürmern wahre Luxusvillen zur Verfügung. Eine liebe Bekannte und Keramikkünstlerin hat mir eigens getöpferte „Huterl“ (s.Foto) gemacht. Naja, vermutlich gefallen sie mir mehr als den Unterschlupfsuchenden, da tun es die Töpfchen auch. Wichtig ist allerdings, dass sie gleich in der Nähe der Opfer (Blattläusen und Co.) zum Beispiel in Obstgehölze gehängt werden. Denn unsere lieben Ohrwürmer mögen es gerne bequem und schätzen lange Wanderschaften zum Futter nicht gerne. Interessant ist auch, dass Ohrwürmer Brutpflege betreiben und sich um ihren Nachwuchs kümmern.
Eine Eigenart beim Garteln von mir ist, dass ich nicht gerne spitze Gegenstände ungeschützt in meinem Garten habe. Beinahe hätte ich mir einmal einen Stab beim Jäten ins Auge gerammt. Und damit künftig nichts mehr ins Auge gehen kann, bekommt seither sofort jedes spitze Ende ein Hütchen verpasst – in welcher Form auch immer – gefüllt mit Holzwolle kann man so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Macht absolut Sinn und hat sich in der Praxis sehr bewährt. Gleichzeitig hat es auch einen dekorativen Wert.
Was können wir Naturgärtner ansonsten noch tun, um unseren Helferlein im Garten eine Wellnessoase zu bieten?
Trockenmauern sind das perfekte „Insektenhotel“. Gerade Amphibien können diesem trockenen Rückzugsort kaum widerstehen. Aber auch andere, unzählige Nützlinge finden hier ein natürliches Umfeld, eine echte Heimat, Nahrung, Unterschlupf und zudem ist es ein ganz tolles Gestaltungselement. Das bestätigen uns unsere zahlreichen Gartenbesucher immer wieder.
Und gebt' eurem Ordnungssinn einen Ruck. Lasst' die eine oder andere bewusst „unordentliche“ Stelle im Garten. Eure Helfer werden es euch danken, indem sie dafür wiederum für „Ordnung“ bei den Schädlingen sorgen. Stichwort Totholzhaufen – ebenfalls eine ganz großartige Methode um Gärten naturnah zu gestalten. Morsche Bäume sind für Nützlinge aller Art von unschätzbarem Wert. Und äußerst entspannend, nicht alles gleich häckseln zu müssen. Aus den vermeintlichen Gartenabfällen lassen sich ganz tolle Schlichtungen machen und wunderschöne Gartendekorationen basteln. In meinen Workshops gebe ich dazu meine kreativen Ideen gerne weiter. Und unser Kater Paulchen liebt die Benjeshecke als "Spielplatz"...
(zum Thema Totholz im Garten, Benjeshecke & Co. wird es einen eigenen Blogbeitrag geben)
Ich hoffe, dass ich euch mit meinen Anregungen hilfreiche und ermunternde Tipps fürs natürliche Gärtnern weitergeben konnte. Mein Fazit ist: Mut, Natur zuzulassen, denn ein Naturgarten heilt sich selbst!!
In diesem Sinne viel Spaß beim Nachmachen!
Alles Liebe
Patrizia
Die Herzensgärtnerin®
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