Was haben Salbei, Schnecken und Igel gemeinsam?
Das erkläre ich in meiner Gartenblog-Trilogie
„Der grüne Tipp“ fürs natürliche Gärtnern!
(erschienen auch in einer kürzeren Version als mein Gastbeitrag in den Juli-Wochenendausgaben des "Oberösterreichisches VOLKSBLATT")
TEIL 2: Schneckenbekämpfung à la Bio
Der Feind in meinem Beet
Der viele Regen der vergangenen Wochen hat nicht nur die Natur aufatmen lassen. Auch so mancher leidgeplagte Gärtner, der aufgrund der im Frühjahr andauernden Trockenheit ein Dejavu zum letzten Sommer hatte (hier drängt sich mir gleich der Vergleich mit dem Zauberlehrling auf, der schier nie enden wollend Kübel schleppt – in dem Fall Pflanzen gießend!), konnte sich getrost zurücklehnen. Auf den ersten Blick toll, doch bei näherer Betrachtung ist darum gerade jetzt gärtnerisches Handeln wichtig:
Daher meine 3 grünen Tipps: Biologisch Düngen, Schnecken bekämpfen, Nützlinge fördern
Teil 2:
Schneckenbekämpfung
Wie bereits ausführlich in meiner Natürlich Gärtnern Trilogie TEIL 1 (https://www.theheartgardener.at/bioduenger-aus-dem-eigenen-garten-jauchen-bruehen-und-komposttee/) erläutert, haben wir nun alles getan, um unsere Pflanzen gesund zu erhalten, zu stärken und so richtig gut und kräftig wachsen zu lassen – das Gärtnerherz lacht! Möglicherweise währt die Freude über kräftige Pflanzen nur kurz – denn der viele Regen hat sie scheints wachgeklopft. Unter dem Titel (in Abwandlung eines bekannten Filmes)
„Der Feind in meinem Beet“
läuft bei uns Allen wohl Kopfkino. Sie sind wieder da – die SCHNECKEN! Und das in Massen.
Scheinbar über Nacht fallen sie über unsere liebevoll hochgepäppelten Pflänzchen her. Sie haben im Verborgenen nur auf ihre Chance gewartet und schlagen nun erbarmungslos zu. HILFE, möchte man da laut schreien oder vielleicht doch lieber heulen? Als ich neulich nach einer längeren Abstinenz mein Hochbeet besuchte, bot sich mir ein Bild des Grauens und es machte sich in mir ein Gefühl von Heulkrampf und gleichzeitig Rachesucht breit. Als Kind konnte ich es überhaupt nicht nachvollziehen, das meine Großmutter in solch einer Situation ohne große Reuegefühle - scheints sogar mit einem kleinen Grinsen im Gesicht – zur Gartenschere griff. Mir taten damals die armen Tierchen leid.
Jetzt, mit zunehmender gärtnerischer Reife, gebe ich zu, dass mir manchmal die Schere in solch einer Situation auch sehr locker sitzt. Dennoch ist es viel humaner (und darauf legen wir Naturgärtner schließlich Wert!), kurzen Prozess zu machen und diese Geschöpfe mittels kochend heißem Wasser in den „Schneckenhimmel“ zu befördern. Kurz und – hoffentlich – schmerzlos.
Kleine Anekdote am Rande: als Kind hatte ich ein weiches Herz, hab sie abgesammelt und in die Mülltonne gesteckt, damit ich sie nicht umbringen musste. Meine Mama hat fast der Schlag getroffen, als sie anderntags die Mülltonne öffnete, bzw. ihr die Schnecken schon von weitem sichtbar entgegenschleímten. Mein nächster Einfall war auch nicht gerade brilliant: ich warf sie den Enten zum Fraß vor – anfangs waren diese noch begeistert – doch bald war ihr Hunger gestillt und ich glaube sogar, sie hatten sich einen „Grauser angegessen“, wie man in Oberösterreich ja sagt.
Welche wirklich funktionierenden Möglichkeiten gibt es nun, dieser echten Plage Herr zu werden? Am besten – wie in so manchen Situationen – gar nicht erst soweit kommen lassen. Denn Schnecken können sich rasend schnell vermehren, mit bis zu 500 Eiern pro Exemplar!! Wenn man es übersehen hat, gilt:
1. ABSAMMELN: klingt ekelig – ist aber am effizientesten! Am besten beginnt man schon im Jahr zuvor im Herbst konsequent die Eigelege zu vernichten, damit es gar nicht erst zu einer Invasion kommen kann. Man kann ihnen auch eine Falle stellen und bewusst alte Bretter auslegen, oder große Blätter, wohin sie sich vor starker Sonne zurückziehen. So kann man einen Großteil konzentriert vorfinden. Dumm nur, dass es viele Ausreißer gibt, die dann im ganzen Garten verstreut ihr Unwesen treiben.
Viele raten dazu, in den frühen Morgenstunden abzusammeln. Da es aber wohl die Meisten von uns gerade morgens eilig haben, lieber eine Nachtschicht einlegen - ist an lauen Sommernächten auch angenehmer. Also nach den Spätnachrichten Chirurgenhandschuhe anziehen, Stirnlampe aufsetzen und los geht’s „Schnecken checken“, wie meine Tochter und ich immer scherzhaft sagen. Nach einem halben Kübel vergeht uns allerdings meistens das Lachen…
2. Aktive BODENPFLEGE betreiben – macht generell Sinn, nicht nur zur Schneckenbekämpfung:
d.h. konkret ,den Boden lockern und feinkrümelig halten, damit sich die Biester nicht unter großen Erdschollen verkriechen können. Schnecken legen gerne in Hohlräume ihre Eier ab und können so auch strenge Winter überdauern. Daher – und das machen wir im Naturgarten ohnehin nicht mehr – den Boden im Herbst nicht umgraben, wie früher üblich. Damit bringt man nur die Bodenlebewesen aus dem Gleichgewicht. Mulchen ist auch hier des Biogärtners erste Wahl. Nicht nur, dass wir so dem Boden wieder wertvolle Inhaltsstoffe zurückgeben können (und auch gleichzeitig z.B. den anfallenden Grasschnitt sinnvoll loswerden), auch müssen wir so weniger gießen und die geschützte Erde bleibt toll feinkrümelig! Bietet so keinen Unterschlupf für Schnecken. Aber Vorsicht, Mulchschicht nicht zu dick auftragen, sonst bewirkt man genau das Gegenteil!
3. SCHNECKENZÄUNE und KUPFERZÄUNE sind eine gute, wenn auch kostenintensivere, Alternative: die Oberkante des Zaunes bzw. der Winkel ist so ausgelegt, dass Schnecken ihn nicht überwinden können (macht im Hochbeet Sinn). Auf lückenlose Anbringung achten, denn eine noch so kleine Lücke finden Schnecken garantiert und treffsicher. Bei den Kupferzäunen löst diese in Verbindung mit dem Schneckenschleim eine schwache Elektrizität aus, was die Schnecke zum Umkehren bewegt.
4. SCHUTZRINGE aus Sägemehl, Gesteinsmehl, Kies, Kalk oder Ähnlichem helfen nur bedingt. Aus pflanzlichem Material wirken vor allem die sehr geruchsintensiven wie Lavendel und Salbei. Man kann einen Sud herstellen und auf die Erde auftragen oder – und so mache ich es – lieber gleich pflanzen. Sieht außerdem hübsch aus, man kann etwas für die Insektenwelt tun und gleichzeitig erfreut sich das Gärtnerauge an dessen Anblick. Auch für die „Dekoqueens“ unter den Gärtner/innen (vermutlich) ist für tolle Dekoideen aus dem Garten so gesorgt. Zwei Fliegen – in dem Fall Schnecken – mit einer Klappe.
HINWEIS: im Menüpunkt REFERENZEN oder PRESSE meiner Website zeige ich in MEINem DEKOTIPP auf Servus TV, welch tolle und schnell gemachte Dekoration aus Lavendel und Salbei im Handumdrehen gezaubert werden kann.
Noch ein Hinweis: den giftigen Wurmfarn meiden Schnecken ganz instinktiv – daher ist ein Schutzwall aus seinen Wedeln eine gute Wahl.
5. NEMATODEN: eine neue Methode, Schnecken zu bekämpfen sind Fadenwürmer (Nematoden). Diese Schnecken-Parasiten werden mit dem Gießwasser ausgebracht und dringen als tödliche Parasiten in Nacktschnecken ein. Leider wirken die Nematoden nur gegen die Genetzte Ackerschnecke, die einen geringeren Anteil ausmacht. Auch führt die falsche Dosierung immer wieder zu Misserfolgen bei der Bekämpfung. Leider sind die Nematoden zeitlich nur begrenzt lebensfähig. Man kann diese Helferlein im Internet bestellen.
6. Auf die richtigen PFLANZEN im wahrsten Sinne setzen: wer sich das alles nicht antun möchte, sollte schon bei der Pflanzenauswahl sorgsam vorgehen. Bestimmt habt auch ihr schon einmal beobachten können, dass einige Blumen/Pflanzen verschont bleiben, während andere die Schnecken „zum Fressen gern“ haben. (Tagetes lieben sie ganz besonders, man könnte sie damit vom Salat ablenken – aber leider auch anlocken). Einige schneckenresistente Pflanzenbeispiele wären: Lavendel, Rosmarin, Thymian, Gräser, Farne, Hortensien, Akelei, Märzenbecher, Camassien, Akelei, Pfingstrosen, Fingerhut, Eisenhut, Maiglöckchen, Hasenglöckchen, Traubenhyazinthen, Frauenmantel, Wollziest… Doch Vorsicht, viele davon sind (hoch)giftig!
7. HAUSMITTELCHEN, wie beispielsweise Bierfallen. Auch so ein Klassiker meiner Oma: sie hat gerne in den Beeten Becher mit abgestandenem Bier versenkt – und die Schnecken haben sich dadurch magisch angezogen gefühlt. Sollte aber nur kurzfristig eingesetzt werden, außer man veranstaltet gerne eine „Schneckenparty“, denn leider fühlen sich viele Schnecken eingeladen und wandern bereitwillig vom Nachbarfeld zu - der Partyort spricht sich schnell herum!
Das mit dem Kaffeesatz hilft eigentlich auch ganz gut (gleichzeitig ein super Rosendünger – apropos Rosendünger: Bananenschalen schmeiße ich nicht mehr auf den Komposthaufen sondern lege sie gleich zu den Rosen – ein toller Kalilieferant!). Nur müsste man da solche Mengen an Kaffee trinken, dass es zwar gegen Schnecken toll wirkt, gleichzeitig man aber seiner Gesundheit vermutlich keinen so guten Dienst erweist.
8. Gefiederte, TIERISCHE HELFER in den Garten holen – die Indische Laufente: herzige Kerlchen, putzig zu beobachten. Sind auch wirklich brave Schneckenvertilger, doch leider essen sie auch gerne – wie wir – Salat als Beilage zur Fleischspeise! Gerne mögen Sie auch Gewässer, um sich nach getaner Arbeit ein Bad zu gönnen. Daher scheiden sie in meinem Garten als Helfer aus, da mein Mann nicht gerne seinen Badeteich mit den gefiederten Freunden teilt!
9. GLEICHES mit – zumindest optisch – gleichem vergelten: der Tigerschnegel. Als ich ihn das erste Mal (übrigens am Komposthaufen) entdeckte, war ich nahe dran, ihn gleich mit zu vernichten. Zum Glück habe ich mich schlau gemacht, denn er ist ein effizienter Schneckenvernichter. Diese Raubschnecke ernährt sich hauptsächlich von anderen Schnecken und deren Eiern. Doch leider ist sie auch hilflos gegen Schneckenkorn!! Daher…
10. Ist SCHNECKENKORN immer das Mittel der letzten Wahl! Und wenn, dann kann es nur das Biologische sein. Hier gilt, je früher man es - was die Jahreszeit anbelangt - einsetzt, umso wirkungsvoller ist es. Und umso weniger benötigt man. Dabei ist es wirklich unabdingbar ein Präparat zu wählen, dass für Igel und andere Nützlinge absolut ungefährlich ist!! Daher nur Mittel verwenden, die den Wirkstoff Eisen-III-Phosphat enthalten.
... wie es nun weitergeht mit unseren tierischen Helfern im Garten erfährt ihr in meinem
3. und letzten Teil meiner
Trilogie "natürlich Gärtnern" - dran bleiben...
Bis Dahin ...
Alles Liebe
Patrizia
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