Was haben Salbei, Schnecken und Igel gemeinsam?
Das erkläre ich in meiner Gartenblog-Trilogie
„Der grüne Tipp“ fürs natürliche Gärtnern!
(erschienen auch in einer kürzeren Version als mein Gastbeitrag in den Juli-Wochenendausgaben des "Oberösterreichisches VOLKSBLATT")
TEIL 1: Biodünger aus dem eigenen Garten
Jauchen, Brühen und Komposttee
Der viele Regen der vergangenen Wochen hat nicht nur die Natur aufatmen lassen. Auch so mancher leidgeplagte Gärtner, der aufgrund der im Frühjahr andauernden Trockenheit ein Dejavu zum letzten Sommer hatte (hier drängt sich mir gleich der Vergleich mit dem Zauberlehrling auf, der schier nie enden wollend Kübel schleppt – in dem Fall Pflanzen gießend!), konnte sich getrost zurücklehnen. Auf den ersten Blick toll, doch bei näherer Betrachtung ist darum gerade jetzt gärtnerisches Handeln wichtig:
Daher meine 3 grünen Tipps: Biologisch Düngen, Schnecken bekämpfen, Nützlinge fördern
Teil 1:
Nachdüngen
Der Regen hat, besonders in Blumenkisterln und Töpfen, viele wertvolle Nährstoffe ausgeschwemmt. Aber nicht nur hier ist eine Düngergabe wichtig. Viele Stauden und Rosen im Garten sollten nach ihrer ersten Blüte noch einmal im Juli nachgedüngt werden, damit sie uns im Herbst mit einer zweiten, wenn auch meist ein wenig schwächeren, Blüte erfreuen können.
Jauchen, Brühen, Komposttee
... sind dafür eine tolle Alternative, um BIODÜNGER direkt aus dem Garten, bzw. Rohstoffen aus der Natur selbst herzustellen!
Der beste Zeitpunkt, um Jauchen anzusetzen ist Ende Juni bis Anfang August, da zu dieser Zeit genügend Pflanzenmasse vorhanden ist und die hohen Temperaturen für eine schnelle Vergärung sorgen. Unbedingt vermeiden sollte man allerdings, Samen und Wurzeln unter das Schnittgut zu mischen. Schließlich wollen wir ja diese Kräutlein nicht in unserem Garten verteilen!
Schon meine Großmutter hat auf Jauchen gesetzt. Freilich habe ich als Kind erst mal einen großen Bogen um die „brodelnde und übelriechende Tonne“ gemacht, worin dieser wertvolle Dünger herangereift ist. Aber als ich dann in den sonnengereiften und riesigen Paradeiser beißen durfte, wollte ich schon als Kind mehr darüber erfahren. Mag sein, dass Jauchen für langjährige Naturgärtner nichts Neues sind, aber nicht jeder hatte das Glück, eine Oma wie ich zu haben und deshalb ist es mir ein echtes Herzensanliegen, meinen reichen Erfahrungsschatz an Neulinge praxisnah weiterzugeben. Vielleicht ist sogar der eine oder andere neue Tipp für Gartenprofis dabei – eine Auffrischung schadet auf keinen Fall.
Das Prinzip, wie man eine Jauche, Brühen und Pflanzentees herstellt ist immer gleich. Sie dienen als Dünger und Pflanzenstärkungsmittel. Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen im Garten ist genauso wichtig, wie das Stärken von Pflanzen, um Schädlinge im Zaum zu halten:
Und so einfach – biologisch wertvoll – geht’s:
JAUCHE:
Zerkleinerte Pflanzenteile (1 kg) in einem Gefäß mit großem Fassungsvermögen (keine Metallgefäße!!) idealerweise mit Regenwasser (10 Liter) ansetzen und so lange vergären, bis keine Bläschen mehr aufsteigen. Das kann je nach Witterung zwischen 8 und 14 Tagen dauern. Dazwischen immer mal umrühren. Der Behälter sollte halbschattig aufgestellt werden. Leider entwickelt sich oft während des Gärprozesses ein unangenehmer Geruch, den kann man vermeiden, indem eine Handvoll Urgesteinsmehl untergemischt wird (hier gilt jedoch die Devise: lieber zu viel als zu wenig). Ich stelle meinen Bottich gleich in die Nähe unseres Hausbrunnens, so habe ich beim Gießen immer das „Leckerli“ für meine Pflanzenschätzchen zur Hand. Meist sinken die Pflanzenteile zu Boden. Man kann sie aber auch abseihen. So kann beim Gießen oder Besprühen nichts verstopfen. Die fertige Jauche kann nun abgedeckt oder abgefüllt werden (bei geschlossenen Behältnissen darauf achten, dass es bei Sonneneinstrahlung zu Gasentwicklung kommen kann – daher öfters „lüften“).
Bitte Vorsicht – die Jauche sollte nur an bedeckten Tagen und vor allem verdünnt (im Verhältnis 1:10) direkt zu den Wurzeln gegossen werden, da es ansonsten zu Verbrennungen kommen kann! Eine Düngung mit Jauche sorgt für einen kräftigen Wachstumsschub – besonders starkzehrende Gemüsepflanzen wie Paradeiser profitieren davon. Einmal die Woche anwenden.
BRÜHE:
Kräuterbrühen sind im Prinzip eine Mischung aus Tee und Auszug. Etwa 1 kg Pflanzenteile auf 10 l Wasser werden einen Tag lang eingeweicht. Danach wird die ganze „Suppe“ aufgekocht und darf eine halbe Stunde lang köcheln. Anschließend wird abgesiebt und nach dem Abkühlen 1:10 mit Wasser verdünnt als Gießmittel eingesetzt. Der Unterschied in der Anwendung – meist werden Brühen als Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet.
TEE:
PFLANZENTEE wird im Prinzip wie „normaler“ Tee zubereitet, nur das Mengenverhältnis ist naturgemäß viel größer: 100 g Pflanzenmaterial auf 10 l Regenwasser. Tee Zubereitungen können in der Regel unverdünnt vergossen und verspritzt werden. Vorher jedoch abkühlen lassen!
Eine tolle Alternative ist KOMPOST-TEE. Dieser wird kalt angesetzt und ist als Flüssigdünger für alle Starkzehrer im Gemüse- und Blumenbeet geeignet. Dafür einen Leinensack mit 1 kg Kompost füllen und in einen Kübel mit 2 l Regenwasser hängen. Alternativ kann man auch den Kompost einfach in den Kübel schaufeln, kräftig umrühren und hinterher abseihen. Nach ca. 12 Stunden Wartezeit ist der Komposttee gebrauchsfertig. Er sollte immer frisch zubereitet werden. Der Komposttee dient zur Verbesserung der Mikrolebewesen im Boden und trägt so zur Stärkung der Pflanzen bei – denn es gilt auch hier: gesunde Erde gleich gesunde Pflanzen. Die Reste können getrost wieder in die „Goldmine“, wie ich meine riesige Kompostgrube nenne, wandern.
Generell gilt - alle Pflanzenreste können getrost wieder auf dem Kompost landen.
WELCHE PFLANZEN
helfen ...
WOFÜR bzw.
WOGEGEN
Das Tolle ist, mit Jauchen und Brühen kann man viele unliebsame ("Enemy Mine", s.dazu auch meinen Blog über Wildkräuter) „geliebte Feinde“, wie ich sie nenne, in Massen sinnvoll loswerden!
Auf der gärtnerischen Jagdliste auf Platz 1 steht wohl der den meisten Gärtnern bekannte GIERSCH: seine wertvollen mineralischen Inhaltsstoffe sind vor allem für Paradeiser, Kürbis, Gurke, Sellerie und alle Starkzehrer geeignet.
Mein Favorit und wohl am bekanntesten: BRENNNESSEL – daraus entsteht ein stickstoffbetonter Dünger, der natürlich auch besonders Pflanzen mit erhöhtem Nährstoffbedarf zu Gute kommt. Ich nehme Brennnesseln aber auch gerne als Mulchmaterial direkt aufs Gemüsebeet (hält auch ein wenig meine Katzen fern).
Und ganz besonders stehen meine Paradeiser im wahrsten Sinne drauf. Ich gebe bei der Pflanzung direkt ins Pflanzloch klein geschnittene Brennnessel. So haben sie gleich einen guten Start!
ACKERSCHACHTELHALM: eine ältere Dame hat einmal erwähnt „glücklich Jener, der vor seiner Haustür Schachtelhalm findet“. Ehrlich gesagt teile ich diese Meinung nicht ganz, denn jeder Gärtner der mit dem äußerst hartnäckigen Schachtelhalm schon einmal Bekanntschaft gemacht hat, wird hier die Stirn runzeln. Dennoch als Spritzmittel gegen Pilzerkrankungen, Blattläuse und Spinnmilben ist er großartig geeignet. Auf diese Weise kann man vielleicht mit ihm seinen gärtnerischen Frieden schließen!
Auch BEINWELL ist eine gute Möglichkeit um sogenannte Starkzehrer zu düngen – hier sollte man allerdings auf die Dosis achten – aufgrund seiner Alkaloide sollte man nicht zuviel verwenden.
HOLUNDER: er soll angeblich Wühlmäuse und Maulwürfe vertreiben. Was erstere anbelangt bin ich etwas skeptisch. Bei mir hat es leider nicht geklappt. Aber das liegt vermutlich daran, dass in meinem Garten aufgrund seiner - nennen wir es mal – sehr ländlichen Lage jederzeit neue Kandidaten zuwandern können. Ich sage immer scherzhaft: eine Wühlmaus erwischts und 5 kommen zum Begräbnis! In dem Fall verlasse ich mich lieber auf meine Katzen…
KAPUZINERKRESSE: ihr Tee hilft unverdünnt gegen Blatt- und Blutläuse. Aber auch hier esse ich sie lieber auf. So stärke ich meine eigenen Abwehrstoffe.
KREN: viele kennen das ja, oft stellt sich beim Kochen mit Kren die Frage: Wohin mit so einer großen Wurzel? Ab jetzt gilt – wir nehmen den Rest zur Stärkung gegen Pilzkrankheiten und auch echtem Mehltau…
PARADEISER: hier macht man einen Kaltauszug, denn in dem Fall geht es eher um den abschreckenden Geruch, der zum Beispiel gegen den Kohlweißling hilft. Alternativ dazu kann man auch einfach Paradeiserblätter, die ohnehin beim Ausgeizen anfallen, als Mulch zwischen Kohlgewächse direkt aufs Gemüsebeet legt.
RAINFARN: man kann ihn als Jauche, Brühe oder Tee einsetzen. Er hilft gegen Milben, Blattläuse und Frostspanner.
RINGELBLUME: stärkt die Widerstandskraft! Zugegeben verzichte ich oft auf die Wirkung, weil ich es nicht übers Herz bringe diese hübsche Blume in Massen für diesen Zweck zu „opfern“. Lieber verwende ich sie als Heilpflanze und essbare Blüten (mehr dazu in einem meiner nächsten Gartenblogs). Gerne setze ich sie direkt ins Gemüsebeet und locke so meine Bestäuber direkt zu den Gemüsepflanzen. Ein echter Hingucker, nur leider auch etwas Mehltauanfällig!
Gegen Mehltau allerdings hilft eine Jauche aus KNOBLAUCH: er hilft besonders gegen Pilzkrankheiten und echtem Mehltau an Rosen und Gurken. Meine Oma hat daher auch gerne einfach eine Knolle neben jede Rose gesteckt – auch ein überlieferter Pflanzentipp. Ich persönlich habe ihn auch schon in jedem Buchs „versteckt“, um so gegen den gefürchteten Buchsbaumzünsler vorzubeugen. Beweisen kann ich es nicht, aber ich denke schon, dass es ein wenig geholfen hat. „Hilfts nicht, schadet es nicht“! Was tut man nicht alles, um diesem Zünsler Herr zu werden…
SALBEI: unverdünnt hilft er gegen Kohlweißlinge und verdünnt (1:1) trägt er zur Gesunderhaltung und Stärkung von Pilz- und Schimmelempfindlichen Pflanzen bei. Darüber hinaus hat der Salbei noch eine großartige Eigenschaft, auf die ich in meinem nächsten Blog (Teil 2 meiner Trilogie) noch näher eingehen werde…
SCHAFGARBE: ein kalter Teeauszug hilft allen Pflanzen zur Stärkung gegen Pilzkrankheiten und Schädlingen
WURMFARN: eine Jauche oder Tee hilft gegen Läuse und anderes Ungeziefer und ist gleichzeitig ein toller Dünger. Nicht nur das – (im Teil 2 Schneckenbekämpgung mehr darüber lesen…)
ZWIEBELN: als Jauche und Tee sehr kräftigend. Zudem vertreibt es die lästige Karottenfliege. Dafür kann man die Zwiebel aber auch direkt neben Karotten ins Gemüsebeet pflanzen – Stichwort „gute Nachbarn“!
Wer nun glaubt – gefühlt - hunderte Bottiche im Garten aufstellen zu müssen, kann getrost auf eine bunte Mischung setzen. Auch hier gilt, die Vielfalt machts… Ich hab’s ausprobiert und es funktioniert super!
Dass man diese Beikräuter – wie man sie ja neuerdings nennt – auch einfach aufessen kann, habe ich in zwei meiner Frühjahrs-Blogs ausführlich berichtet. Macht doch mal einen Blick darauf: in den Blogbeiträgen Wildkräuter 1 + 2 erzähle ich ausführlich darüber...
Ab Mitte/Ende August sollte man mit dem „normalen Düngen“ aufhören, da die Pflanzen bzw. Blätter für den Winter „aushärten“ sollten, damit sie gut durch den Winter kommen. Eine kalibetonte Düngung kann hier einen wertvollen Beitrag dazu leisten! Dafür gibt es spezielle Angebote im Fachhandel (bitte auch hier auf biologische Präparate achten und sich vom Profi gegebenenfalls beraten lassen)
Nun haben wir alles getan, um unsere Pflanzen gesund zu erhalten, zu stärken und so richtig gut und kräftig wachsen zu lassen – das Gärtnerherz lacht! Möglicherweise währt die Freude über kräftige Pflanzen nur kurz – denn der viele Regen hat sie scheints wachgeklopft. Unter dem Titel (in Abwandlung eines bekannten Filmes)
„Der Feind in meinem Beet“
gebe ich in meinem nächsten Blog Teil 2: Schneckenbekämpfung à la bio
( https://www.theheartgardener.at/der-feind-in-meinem-beet-schneckenbekaempfung-a-la-bio/ )
PRAXISTIPPS, wie man die Biester wieder los wird...
... also DRAN BLEIBEN
und in meinem 2. Teil der Trilogie "natürlich Gärtnern" weiterlesen...
Bis Dahin ...
Alles Liebe
Patrizia
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